Huckepack-Training: Sebastian Kienle macht das Tempo für Freundin Christine Schleifer.
Die Top-Athleten Christine Schleifer und Sebastian Kienle sind zusammen einsame Spitze.
Er ist
Landesmeister im Triathlon, sie hält die baden-württembergische Rekordzeit über
zehn Kilometer im Laufen. Christine Schleifer aus Mühlacker ist schnell,
Sebastian Kienle aus Knittlingen ist schneller. Seit Juni sind sie zusammen –
ein fast unschlagbares Team – nicht nur im Sport.
VON ISABEL HANSEN
In ihren Sportarten
laufen beide seit Jahren an der Spitze, bei Wettkämpfen verpassten sie sich bis
vor kurzem. „Ich kannte Sebastian nur aus der Zeitung“, erklärt Christine
Schleifer. Dabei hätten sie sich viel früher über den Weg laufen müssen: Für
Schleifer ist die Zehn-Kilometer-Strecke Wettkampfdistanz, er startet im Rahmen
seines Triathlon-Trainings immer wieder bei den gleichen Laufveranstaltungen.
„Gesehen“ aber haben sie sich das erste Mal beim City-Lauf in Illingen – auf dem
Siegertreppchen.
Die Vorarbeit, damit aus Leidenschaft für den
Sport, Liebe werden kann, haben dann allerdings die Eltern geleistet. „Ihre
Mutter hat meinen Vater gefragt, ob ich nicht das Tempo für sie machen könnte.
Es würde wenige geben, die schneller als Christine laufen. Sie ist mir schon
aufgefallen, da war ich natürlich einverstanden.“ Typisch Spitzensportler ging
dann alles ganz schnell. „Eine Woche später hat er mich in Korntal-Münchingen im
Wettkampf gezogen und wir haben wieder gewonnen“, erinnert Schleifer sich an den
Startschuss der Beziehung. „Vor dem nächsten Lauf in Lampertheim hat er mich
abgeholt, und da ist es eben passiert.“ Wer den ersten Schritt in der Beziehung
gemacht hat, bleibt allerdings offen.
Dass der neue Partner
Christines Schritte beflügelt, ist offensichtlich. „Mit 34:08 Minuten hat sie
den bisherigen baden-württembergischen Rekord gebrochen“, ist Kienle stolz auf
die Leistung seiner Freundin. Nicht das einzige, was er an der Top-Athletin mag.
„Sie sagt, was sie denkt und wenn ihr was nicht passt“, schätzt er ihre direkte
Art. Und: „Endlich eine Frau, die Ahnung von Autos hat. Mit ihr kann ich prima
über Vor- und Nachteile der verschiedenen Porsche-Modelle fachsimpeln. Die
Themen gehen uns nicht aus.“ Zur Zeit beendet Christine Schleifer, die Marketing
und Kommunikation in Pforzheim studiert, gerade ihr Praxissemester bei der
Zuffenhausener Autoschmiede. Er studiert Physik in Karlsruhe.
Im
Wettkampf läuft sie im hinterher, im Training geht ihm dagegen schon einmal die
Puste aus: „Einmal angeschubst, läuft und läuft und läuft sie, und erzählt noch
die ganze Zeit Spökes, ohne dass ihr die Luft ausgeht. Da zweifle ich schon
manchmal an meiner Form“, schmunzelt der 22-jährige Triathlet. Ab und zu lässt
er ihr auch freiwillig den Vortritt: „Christine sieht schon klasse aus“,
bewundert er seine Freundin von allen Seiten. „Der Laufstil ist aber nicht so
gut, sie rollt brutal über die Ferse ab“, kommentiert Kienle. „Stimmt gar nicht
– der sieht locker aus“, korrigiert Schleifer. „Richtig, der sieht langsam aus,
sogar, wenn Du einen Viererschnitt läufst“, kontert er frech.
„Triathleten sind harte Kerle?“ – nicht in den Augen der Freundin:
„Er ist irgendwie süß“, kratzt die 23-Jährige mit wenigen Worten an dem Ruf
einer ganzen Sportart. Dass aus einem Sebastian, ein niedliches „Sebi“ geworden
ist, entlockt Kienle zwar ein irritiert-resigniertes Lächeln. Er trägt es mit
Fassung, wie offensichtlich vieles. „Er hat immer gute Laune“, lobt Schleifer.
Natürlich zählen die inneren Werte; aber ein „er sieht gut aus“ ist sicher kein
Minuspunkt.
Beide sind ehrgeizig, heben aber trotz sportlicher
Höhenflüge nicht ab: „Er ist Deutscher Meister bei der U23 im Triathlon und ist
sich nicht zu schade, für mich das Tempo zu machen. Ein Läufer würde sich dazu
nie herablassen“, schätzt sie seine unkomplizierte Art. Sie ist offen für Neues:
„Nächstes Jahr versuche ich mich am Duathlon, im Oktober beginne ich mit dem
Radtraining.“ Irgendwann könnte sich daraus noch ein Triathlon entwickeln.
„Warum nicht? Da geht es nicht so verbissen zu. Die Sportler sind netter,“
findet sie. Mit gutem Beispiel geht Kienle voran: „Wer läuft wie ein Reh, muss
auch Augen wie ein Reh haben“, hat er auf die Frage nach ihren dunklen Augen
sofort eine Antwort parat.